Kursthemen

  • 7.5.C/D

    Reflecting about decisions

    Einfach zum Nachdenken: „Das Urteil des Paris“

    Der griechische Dichter Homer (er lebte – wenn es ihn wirklich gab – etwa in der zweiten
    Hälfte des 8. Jh. v. Chr.) berichtet in seinem Epos „Ilias“ über eine schwierige Entscheidung.
    Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier (geb. 1949) hat einige Episoden aus der
    „Ilias“ nacherzählt.


    Auf der Hochzeit des Helden Peleus mit der schönen Nymphe Thetis, einem außergewöhnlichen Fest,
    bei dem viele Götter und Göttinnen zu Gast waren, erschien – uneingeladen – Eris, die Göttin der
    Zwietracht und des Streits. Und wer möchte schon eine solche Göttin auf einem Fest dabeihaben?

    „Eris hatte auch etwas mitgebracht. Sie blickte sich um und sah die drei Göttinnen Athene, Hera und
    Aphrodite, viel bedeutendere Göttinnen als sie eine war, beisammen stehen, miteinander plaudern.
    Da schlich sie sich in ihre Nähe und packte ihr Geschenk aus, es war ein goldener Apfel. Diesen goldenen Apfel
    rollte sie auf dem Boden in Richtung der drei Göttinnen zu, und dann verließ sie lachend den Saal.
    Es trat Ruhe ein. Alle sahen, Eris war gekommen, und alle wussten, es wird nun Schreckliches geschehen.“

    Auf dem kostbaren goldenen Apfel stand: „Für die Schönste“.
    Nun war guter Rat teuer. Wer sollte diese Entscheidung treffen? Schließlich bestimmte der oberste Gott Zeus,
    dass Paris, einer der Prinzen von Troja, einer mächtigen Stadt in Kleinasien, die Aufgabe übernehmen sollte.

    „Warum Zeus ausgerechnet ihn zum Schiedsrichter bestimmte? Man weiß es nicht. Der göttliche Ratschluß
    wird vor uns Menschen nicht gerechtfertigt. Jedenfalls Paris, der nichts lieber tat, als seine Rinder hüten, sitzt
    da eines Tages am Wegrand, hat einer Grashalm im Mund und plötzlich, wie aus der Erde geschossen, stehen
    die drei Göttinnen vor ihm und sagen: ,Du sollst entscheiden, wer von uns die schönste ist.‘
    Hera versprach ihm Macht, Athene Weisheit und militärische Stärke. Interessant, interessant. –
    Aphrodite aber verspricht ihm die schönste Frau der Welt.
    Paris gab den goldenen Apfel der Aphrodite. – Er kann einem leidtun. Denn es war ihm schon klar:
    Ganz egal, wen ich wählen werde, ich werde eine Freundin und zwei Feindinnen haben.“

    Mit Aphrodites Hilfe fuhr Paris über das Meer und raubte Helena, die Gattin des Königs von Sparta. Dies
    war Anlass für den Trojanischen Krieg, der zehn Jahre dauerte und mit der vollständigen Zerstörung der
    Stadt Troja endete.

    (Zitate aus: Michael Köhlmeier, Sagen des klassischen Altertums. Hamburg: Piper, 1996, S. 147-149)

    Wenn dich das Motiv interessiert, recherchiere im Internet und finde heraus, welche
    Maler/innen diese Szene ebenfalls dargestellt haben.